Hunsrück – hatte ich schon mal gehört, war aber noch nie da gewesen. Als eine Tour hatte ich mir nach dem Tipp einer Freundin die Baybachklamm ausgeguckt. Ausgangspunkt dieser 10,5 km langen Traumschleife ist der Wanderparkplatz in Heyweiler. Wanderparkplatz klingt gut, da kann man häufig nett und über Nacht stehen. Das erste, was ich bei Ankunft auf dem riesigen, ebenen, von Bäumen umgebenen Parkplatz sah, war das Schild „Übernachten im Fahrzeug verboten“. Mist. Na gut, mit dieser Problematik kann ich mich später beschäftigen. Erstmal los.
Der Weg führt in Serpentinen abwärts über felsigen Boden, durch bemoosten Buchenwald mit eingesprengselten Nadelbäume, die ihren typischen harzigen Duft verströmen; die Schieferplättchen und -platten glitzern in der Sonne. Man hört schon das Rauschen des Flusses – allerdings ist es noch nicht der Baybach. Um diesen rauschen zu hören, muss ich erstmal auf der anderen Seite des Tal wieder rauf – zunächst recht knackig, dann sanft und stetig bergauf in großen Schleifen.
Stehen bleiben, um den Ausblick zu genießen, dem Wind in den Bäumen und dem Specht zuzuhören und die Wärme der Sonne auf dem Gesicht zu spüren – zugegeben: hauptsächlich auch um kurz Durchzuatmen. Hat man diesen „Berg“ bezwungen, führt der Weg bald durch Steffenshof mit seinen ca. 20 Häusern und einem kleinen Wanderparkplatz direkt am Feldrand. Sieht aus, als hätte ich meinen Platz für die Nacht gerade gefunden.
Mehr Infos zur dieser Traumschleife findest du hier
Ich laufe an den Feldern vorbei, tauche bald in einen Wald ein und erreiche wenig später erst das Prinzbachtal, das ins Baybachtal übergeht. Laut des sehr empfehlenswerten, kostenfreien Heftchen über alle 111 Traumschleifen (kann man sich zuschicken lassen oder z.B. in der Touri-Info in Kastellaun holen) erhält man „atemberaubende Einblicke in scheinbar unberührte Natur im wild-romantischen Baybachtal“. Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.
Hier findest du 101 Ideen für Dinge, die du einmal ausprobieren könntest
Nach ca. 4km im Auenland nehme ich etwas wehmütig Abschied vom Baybach und folge einem Zufluss den Berg rauf, auf dessen Aussichtsbank oben ich mir sehr gut Gandalf seine Pfeife rauchend vorstellen kann, den Blick über die Baumkronen. Ich schlendere zwischen Waldrand und Wiesen zurück zum Parkplatz, schnappe mir meinen Van und steuere meinen Schlafplatz an.
Es gibt auch Risiken und Nebenwirkungen
Mit einem Tee auf der Bank sitzend kann ich mir nun ganz entspannt alle Leute anschauen, die nach mir auf die Tour gestartet sind. Mit den Worten „Ist das euer eigener Bus?“ beginnt die überaus nette Begegnung mit Anne&Christian. Ich schaue mich geistig einmal um und überlege, was auf die Anweseneheit einer zweite Person hindeutet, um dann voller Stolz zu sagen: „Ja, meiner!“. Woraus sich ein sehr nettes Gespräch über die Gestaltungsmöglichkeiten beim Ausbau von Vans ergibt. Als die beiden nach über eine Stunde weiterziehen, habe ich einiges über Ausbaumöglichkeiten dazu gelernt.
Als ein paar Stunden später ein Van auf den Parkplatz fährt und direkt neben mir hält, bin ich überrascht. Nach Beendigung ihrer Wanderung sind Anne und Christian nochmal bei mir auf einen Kaffee vorbeigekommen und haben nicht nur durch den tollen eigenen Ausbau ihres Vans und die netten Gespräche auf unseren Campingstühlen in der Sonne Einduck hinterlassen, sondern auch durch ihr besonderes Wasser. Das Wasser, mit dem wir meinen Frischwassertank nachgefüllt haben, schmeckte und roch dezent nach Schnaps (den hatte Christian als Frostschutz in den Tank getan und vergessen, ihn vorm Befüllen zu leeren), so dass ich mich die nächsten Tage beim Teetrinken immer wieder freuen konnte.
Abendstimmung in Steffenshof
Frühstücksplatz mit Aussicht