Selbstberuhigung in der Teufelsschlucht
was das Geräusch meiner Außenspiegle mit dem Duft von Lavendel zu tun hab
Urlaub! Endlich mal raus, die Seele baumeln lassen und es sich gut gehen lassen. Wer denkt da nicht automatisch an… Regen, Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt und ein Erlebnis mitten in der Nacht, das einem – oder zumindest mir – einen heftigen Schrecken versetzt.
Mehr Infos zur Teufelsschlucht auf der Website des Naturparkzentrums Teufelsschlucht
Zwischen hohen Felsen führt eine Treppe in die Tiefe, mit jedem Schritt wird es kühler; feuchtes Moos bedeckt die Felswände, Felsen ragen bedrohlich über den immer schmaler werdenden Weg, auf dem ich durch die Teufelsschlucht hinabsteige. Diese gruselige Felsspalte müsse ein Werk des Teufels sein – so meinte man früher – und gab den Sandsteinformationen daher ihnen Namen.
Die wahre Entstehungsgeschichte – du hättest es nie gedacht – ist weniger diabolisch: Das Meer, das vor 190 Millionen Jahren einst die Süd-Eifel bedeckt, war ausgetrocknet und hatte am ehemaligen Meeresboden gepressten Sandstein zurückgelassen. In der Eiszeit sprengte der Frost dann diese Sandsteinfelsen.
Heute sind außer mir nur ein paar hartgesottene Eltern mit ihren Kindern hier unterwegs, die freudig im Matsch rumtoben und denen der Regen nicht auszumachen scheint. Ich gratuliere mir angesichts des aufgeweichten Bodens zu der Entscheidung, meine Wanderschuhe angezogen zu haben, und wage mich todesmutig tiefer in das Hoheitsgebiet des Herrn der Hölle.
Mehr Infos zur Enstehung von Angst findest du hier
Der schmale Pfad schlängelt sich durch eine beeindruckende Landschaft. Er führt mich durch eng Felsspalten, vorbei an steilen Felshängen und über massive Felsblöcke. Was mir besonders gut gefällt: es geht überwiegend querfeldein auf Trampelfpfaden, so dass ich das Gefühl habe, mittendrin statt nur dabei zu sein.
Auf halber Strecke gelange ich zu den Irreler Wasserfällen… in meiner Welt hätte diese Naturgegebenheit eher die Bezeichnung Stromschnelle verdient, aber vielleicht fällt zu anderen Jahreszeiten dort auch irgendwo das Wasser.
Ich laufe durch eine mystisch anmutende Landschaft mit vermoosten Steinen, kleinen Bachläufen und herbstlich braun-roten Blätter auf dem Boden. Als plötzlich die Sonne durch die Wolken bricht und den Wald in ein magisches Licht taucht, würde es mich gar nicht wundern, wenn plötzlich ein Kobold hinter einem Stein auftauchte oder eine Elfe an mir vorbeischwebte. Einen Berg rauf und wieder runter, durch eine schmale Öffnung im Felsen hindurch, weiter über Steine über einen Bach und schon wieder unter einem Felsen durch bücken. Ein bisschen wie eine Abenteuer-Lauf und dazu hervorragend beschildert.
Als ich zum Parkplatz zurückkehre, parkt in meiner Nähe ein Campster, mit dessen Insassen, einem netten Pärchen aus Solingen, ich ins Gespräch komme. Sie wollten wissen, ob man hier nachts gut und sicher stehen kann. Große Augen schauen mich an, als ich ihnen von meinem Seitenspiegelerlebnis berichte. „Hattest du keine Angst?“ wollen die beiden wissen.
„Doch im ersten Moment schon, aber dann habe mich für eine andere Strategie entschieden.“
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Die Campsterin verrät mir, dass sie sich in ähnlichen Situationen an ihren „sicheren Ort“ begibt. Dies ist ein Ort, den man sich vorstellt, an dem alles für einen gut und an dem man ganz sicher ist. Es habe eine Weile gedauert, bis es ihr gelungen sei, sich geistig an diesen Ort zurückziehen, denn es erfordere ein bisschen Übung, berichtet sie.
In der nächsten Nacht schlafe ich ganz friedlich durch, denn meinen Schlüssel habe ich in Alufolie eingewickelt und mit unter meine Daunendecke genommen. Vorsorgemaßnahmen für beide möglichen technischen Fehler.